Internationale Theaterprojekte mit Geflüchteten – Konzept

Flucht und Krieg greifen tief und generationsübergreifend in das emotional-kulturelle Leben und Erleben ein. Familien sind nicht mehr ausreichend in der Lage, ihren Kindern mitzugeben oder selbst zu fühlen, was eigentlich etwas genuin menschliches sein sollte: Empathie, Resilienz, einen wachen Blick auf die Umwelt, Engagement, Vergnügen am eigenen Ich und Vertrauen und Interesse am Nächsten.

WAS WIR TUN

Wir beleben – an die Situation angepasst und mit pragmatischem Ansatz- in geflohenen Menschen wieder, was das Menschsein transkulturell ausmacht.

Die Idee ist im Grunde simpel:

In Flüchtlingscamps erarbeiten wir, in Zusammenarbeit mit der Volksbühne Basel, unter Impulsgebung eines geschulten (Trauma)Therapeuten – Theaterprojekte, die aufwecken, animieren, Kraft geben und die kindliche Kreativität wiederbeleben

MIT WEM ARBEITEN WIR

Wir arbeiten mit zwei verschiedenen Gruppen innerhalb der Camps
1) Zum einen Kinder zwischen 8 und 13 Jahren.
2) Zum anderen erwachsene Frauen und Männer, die bereits Erfahrung im pädagogischen Umgang mit Kindern haben, oder starkes Interesse signalisieren, sich dieses anzueignen. Sie werden weitergebildet, um zweimal wöchentlich – zu Beginn unter unserer Anleitung – mit den Kindern zu arbeiten. Wir qualifizieren die zukünftigen Betreuer*innen/ Spielanleiter*innen in vier Modulen aus (siehe unten). Später sollen sie selbst Betreuer*innen aus- und weiterbilden.

 

MODULARE AUSBILDUNG

Die Ausbildung der sechs Betreuer*innen baut auf vier Säulen auf:

Säule 1

Grundkenntnisse und Vermittlung von traumainformellen Grundlagen

Säule 2

Vermittlung theaterpädagogischer Fähigkeiten (in Bezugnahme auf Kinderrechtswissenschaften)

Säule 3

Vermittlung von nonverbalen Theatertechniken, wie Pantomime, Clownerie und Tanz

Säule 4

Sensibilisierung auf die kulturellen Begebenheiten der Geflüchteten, sowie die eigene Kultur, das Potenzial und deren Vermittlung. Arbeit an dem Märchen “Sindbad”, aus „Tausendundeine Nacht“

ORTE

Erbil/Unabhängige Region Kurdistan/ Irak (Seit  Juni 2016)

Duhok/ Unabhängige Region Kurdistan/ Irak (Geplanter Start September 2017)

Athen/Griechenland (Seit Februar 2017)
Thessaloniki/Griechenland (Geplanter Start 2017)
Jordanien (Geplanter Start ab 2018)

WAS PASSIERT:

In verschiedenen Workshops, zum Beispiel Objekt-Theater oder Pantomime, geben wir Input für geistige Auseinandersetzung und entwickeln gemeinsame Aufgabenstellungen. Unser Ansatz ist ein spielerisch-, handlungs- und körperorientierter. Damit erschließen wir neue Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten, ermöglichen Zugänge zu Emotionen, die weit über die verbale Ebene hinausgehen und können dank der künstlerischen, gestalterischen Form – der ästhetischen Distanz – einen hohen Grad an Schutz bieten. Diese Perspektiven eröffnen sich gleichermaßen für die Kinder, wie für die Erwachsenen. So profitieren alle von-, mit- und untereinander.

DIE ZWEI EBENEN DES PROJEKTES

  1. Ebene:

Train the adviser
Die erste Ebene beschäftigt sich mit der Qualifizierung der Betreuer*innen. Sie werden in Workshops mit den Grundlagen der Theaterpädagogik und den nonverbalen Theatertechniken vertraut gemacht. Dann nehmen die Kinder an den Workshops teil, damit unsere Betreuer*innen praktische Erfahrungen sammeln.

Das Programm TRAIN THE ADVISER ist langfristig angelegt. Alle drei Monate werden in Workshopeinheiten die Inhalte der drei Säulen nachbearbeitet, immer unter der Berücksichtigung der vierten Säule.

Die Gruppe der Betreuer*innen besteht aus Frauen und  Männern unterschiedlichen Alters. Diese Kombination ist uns wichtig, damit der Austausch zwischen den Geschlechtern und verschiedener Altersgruppen gewährleistet wird.

Durch die Weiterbildung und die Möglichkeit der regelmäßigen Arbeit haben die Betreuer*innen eine ausbaufähige Perspektive und können für sich und ihre Familien etwas zum Lebensunterhalt beitragen. Sie bekommen ein schriftliches Zertifikat über die Teilnahme, so dass sie sich auch später damit bewerben können.

  1. Ebene:

Liberated theatre
Gemeinsam mit unseren Experten erarbeiten wir Lehrpläne, deren Bestandteile die vier Module/Säulen unseres Projektes sind. Diese Lehrpläne werden von unseren geschulten Betreuer*innen in sich wöchentlich wiederholenden Theaterkursen angewendet. Die Kurse bestehen aus jeweils bis zu 25 Kindern im Alter von 8 bis 13 Jahren und drei Betreuer*innen.

Es geht primär darum, den Kindern einen Zugang zu den verschiedenen Theatertechniken zu vermitteln und diese im spielerischen Umgang zu lernen. Sie sollen verschiedene Möglichkeiten im darstellenden Spiel erlernen und in praktischen Übungen anwenden, um dann langfristig ein Theaterprojekt inkl. Kostüm, Musik und Bühnenbild zu erarbeiten und zu präsentieren. Eine kontinuierliche, langfristige Arbeit ist wichtig, um die eigenen Resourcen herauszustellen, zu fördern und zu festigen.